Die frühe Verbreitung des Griselda-Stoffs im deutschen Sprachraum durch Übersetzungen (vorwiegend der lateinischen Fassungen Petrarcas) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war ästhetisch und inhaltlich zunächst stark von der literarischen Kultur des sog. Frühhumanismus geprägt, die Autoren stadtbürgerlicher Provenienz mit einem vorwiegend höfischen Auftraggeber- und Adressatenkreis verband. Wie der Kommentar des namhaftesten Übersetzers Heinrich Steinhöwel in exemplarischer Weise zum Ausdruck bringt, wurde dabei die literarische Figur der Griselda zur Projektionsfläche des für diese Kultur spezifischen, weitgehend säkularisierten Frauenideals. Die nachfolgende Generation, für die das Griselda-Drama des Nürnbergers Hans Sachs analysiert wird, wandelte diesen auf die Frau zentrierten Diskurs in einen pragmatisch ausgerichteten Ehediskurs um, unter dessen Vorzeichen das Verhältnis der beiden Protagonisten Griselda und Gualteri radikal neu gewichtet wurde und der ideologisch nunmehr dezidiert der bürgerlichen Kultur verpflichtet war.

Vom humanistischen Frauendiskurs zum frühbürgerlichen Ehediskurs. Zur Rezeption der Griselda-Novelle in der deutschen Literatur des 15./16. Jahrhunderts

SASSE, Barbara
2008-01-01

Abstract

Die frühe Verbreitung des Griselda-Stoffs im deutschen Sprachraum durch Übersetzungen (vorwiegend der lateinischen Fassungen Petrarcas) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war ästhetisch und inhaltlich zunächst stark von der literarischen Kultur des sog. Frühhumanismus geprägt, die Autoren stadtbürgerlicher Provenienz mit einem vorwiegend höfischen Auftraggeber- und Adressatenkreis verband. Wie der Kommentar des namhaftesten Übersetzers Heinrich Steinhöwel in exemplarischer Weise zum Ausdruck bringt, wurde dabei die literarische Figur der Griselda zur Projektionsfläche des für diese Kultur spezifischen, weitgehend säkularisierten Frauenideals. Die nachfolgende Generation, für die das Griselda-Drama des Nürnbergers Hans Sachs analysiert wird, wandelte diesen auf die Frau zentrierten Diskurs in einen pragmatisch ausgerichteten Ehediskurs um, unter dessen Vorzeichen das Verhältnis der beiden Protagonisten Griselda und Gualteri radikal neu gewichtet wurde und der ideologisch nunmehr dezidiert der bürgerlichen Kultur verpflichtet war.
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